"Einstiegsdroge" Cannabis?!
Hartnäckig hält sich die Annahme, Cannabis sei eine „Einstiegsdroge“ und ihr Gebrauch führe zwangsläufig dazu, dass die konsumierende Person zu "harten Drogen" wie Heroin oder Kokain greife.
Hier bestehen bei vielen Menschen Unwissen und Sorgen, die sie gerade im Zusammenhang mit der Teillegalisierung von Cannabis für Erwachsene häufig aussprechen. Die These von "Cannabis als Einstiegsdroge" ist wissenschaftlich jedoch nicht belegt.
Die meisten Menschen kommen im Jugendalter zuerst mit den Suchtmitteln Nikotin und Alkohol in Berührung – sie allerdings sind so selbstverständlicher Bestandteil der Alltagskultur, dass ihr Gebrauch selten infrage gestellt wird. Auch die Einnahme von Medikamenten ist bereits im Kindes- und Jugendalter recht weit verbreitet. Dass viele Präparate wie Schmerz- und Beruhigungsmittel süchtig machen können bzw. weitere Nebenwirkungen haben, wird in Kauf genommen. Darüber hinaus bergen digitale Gewohnheiten wie z. B. Online-Spiele, -Glücksspiel und -Pornographie sowie Social Media ebenfalls Suchtrisiken.
Für Jugendliche unter 18 Jahren sind Erwerb, Weitergabe und Besitz von Cannabis auch nach Inkrafttreten des Konsumcannabisgesetzes (KCanG) im April 2024 weiterhin verboten. Studien zeigen zwar, dass Heroinkonsumierende oft zunächst Cannabis nutzten, jedoch mit Alkohol und Zigaretten begannen und dann umstiegen. Der Umkehrschluss, dass alle Cannabiskonsumierenden zu härteren Substanzen greifen, ist durch wissenschaftliche Forschung nicht belegt. Von der Gesamtheit der Cannabiskonsumierenden wechselt nur ein sehr geringer Prozentsatz zu einem regelmäßigen Konsum von anderen illegalen Substanzen über. Der weitaus größte Teil bleibt bei Cannabisprodukten. Nach einer Probierphase im Jugend- bzw. jungen Erwachsenenalter lässt der Konsum häufig nach.
Suchtdreieck
Der Weg in riskante Gebrauchsmuster bzw. in eine Substanzkonsumstörung hängt von ganz unterschiedlichen Faktoren ab. Eine Suchterkrankung entsteht nicht "von heute auf morgen", sondern ist ein Prozess, bei dem individuelle, gesellschaftliche und substanzspezifische Aspeke zusammenwirken. Das Suchtdreieck (nach Kielholz und Ladewig, 1973) beschreibt anschaulich die Zusammenhänge: persönliche Eigenschaften, die Zugänglichkeit von Substanzen und ihre Wirkungen sowie die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflussen den Substanzkonsum.
Der Griff zu einer Substanz – ob sie legal oder illegal ist – liegt eben nicht nur in ihrer Wirkung, ihrem Image oder ihrer Dosierung begründet. Es gilt, immer auch gesellschaftliche Strukturen und persönliche Umstände zu betrachten.
Was macht Cannabis attraktiv?
Cannabiskonsum ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und gilt nicht mehr als Substanz einer speziellen Subkultur. Menschen konsumieren Cannabis, um zu entspannen, um von den hohen Leistungsansprüchen durch Schule, Beruf und Gesellschaft Abstand zu gewinnen. Ob allein oder in geselliger Runde –viele Konsumierende bleiben bei einem gelegentlichen Joint. Für sie haben Haschisch und Marihuana eine ähnliche Bedeutung wie vielleicht ein „Feierabendbier“ für andere Personen.
Andere nutzen die Substanz zur Selbstmedikation bei psychischen Problemen, bei ADHS oder lenken sich von unangenehmen Gefühlen, nicht erfüllten Bedürfnissen oder schwierigen Lebensverhältnissen ab.
Ein Suchtpotenzial ist bei Cannabis vorhanden, jedoch ist es im Vergleich zu dem von Nikotin, Alkohol und Opoiden geringer ausgeprägt. Vergiftungserscheinungen können dann auftreten, wenn die Substanz als Zusatz in Speisen und Getränken über den Magen-Darm-Trakt in überaus hoher Dosierung aufgenommen wird. In der Bundesrepublik Deutschland wird Cannabis überwiegend vermischt mit Tabak geraucht. Dadurch sind lebensbedrohliche Überdosierungen eher selten. Anders sieht es aus bei synthetischen Cannabinoiden, die durch die Herstellung im Labor sehr viel stärker wirken und den Körper entsprechend mehr belasten. Hier kam es bereits zu Todesfällen.
Quellen
https://arud.ch/blog/mythos-einstiegsdroge-cannabis
https://www.drugcom.de/news/bedeutung-von-cannabis-als-einstiegsdroge-ueberschaetzt/
https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/sucht/wie-gefaehrlich-ist-cannabiskonsum/