Synthetische Cannabinoide
Synthetische Cannabinoide sind im Labor hergestellte chemische Substanzen, die die Wirkung des natürlichen THC (Tetrahydrocannabinol) und den ausgelösten Rausch nachahmen. Meist entfalten sie jedoch stärkere und auch unangenehmere Effekte bzw. Vergiftungserscheinungen – von Verwirrung bis zu Halluzinationen bis hin zu akuten Psychosen, aber auch lebensbedrohliche Beeinträchtigungen des Herz-Kreislaufsystems bis hin zum Herzinfarkt.
Die synthetischen Cannabinoide werden entweder auf CBD-haltiges Cannabis gesprüht oder mit Haschisch (Cannabisharz) vermischt. Beim Aufsprühen auf die Blüten verteilt sich die Substanz oft ungleichmäßig, sodass einzelne Blüten eine höhere Konzentration aufweisen, andere Blüten dagegen gar nicht manipuliert sind. Konsument*innen können weder am Aussehen der Blüten noch am Geruch erkennen, ob ihr Cannabis behandelt wurde oder nicht. Nur eine chemische Analyse bzw. Druckchecking können die Inhaltsstoffe eindeutig nachweisen.
Diese Cannabisprodukte werden als "normales" THC-haltiges Cannabis illegal verkauft und die Konsument*innen nicht darüber informiert, dass es sich um ein chemisch verändertes Produkt handelt.
Auch über die unberechenbaren Wirkungen erhalten die Käufer*innen keinerlei Informationen.
Synthetische Cannabinoide wirken ähnlich wie THC, jedoch in der Regel viel stärker und auch unangenehmer. Bekannt wurden sie schon vor einigen Jahren als "Badesalze" oder "Kräutermischungen" oder "Legal Highs". Sie fallen unter das Neue Psychoaktive Substanzen-Gesetz (NpSG), d. h. es sind nicht mehr einzelne Substanzen verboten, sondern ganze Substanzgruppen. Daher ist auch der Begriff "Legal Highs" irreführend – synthetisch hergestellte Cannabinoide aus illegalen Laboren sind verboten.
Mögliche Nebenwirkungen
- Herzinfarkt,
- Herzrasen, Bluthochdruck,
- Bewusstlosigkeit,
- Verlangsamte Atmung,
- Krampfanfälle (Epilepsie),
- Übelkeit und Erbrechen,
- Delirium,
- Akute Psychosen.
Im Notfall oder bei unklaren Symptomen immer den Notruf 112 wählen!
Weitere Informationen
https://mindzone.info/partydrogen-podcast-sauberdrauf/
Factsheet Cannabinoide, Hrsg. Die Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich, Schweiz 2020
ICD 11: Neue Diagnose-Gruppe: 6C42 Synthetische Cannabinoide
In der ICD 11 (International Classification of Diseases, Internationale Klassifikation von Krankheiten), die ab 2022 die IDC 10 ablösen soll, ist der Konsum von synthetischen Cannabinoiden als neue Diagnosegruppe aufgeführt.
Unter dem Code 6C42 werden verschiedene Formen schädlichen Gebrauchs aufgeführt, darunter beispielsweise
- Episodischer (6C42.10) oder fortgesetzter (6C42.11) schädlicher Gebrauch,
- Abhängigkeit (6C42.2), hier vor allem mit Symptomen wie verminderte Kontrollfähigkeit, Priorität im Leben und körperlichen Merkmalen wie Dosissteigerung oder Entzugssymptomen.
Die Symptome zeigen sich über eine Dauer von 12 Monaten, die Diagnose kann jedoch auch gestellt werden, wenn der Konsum in den vergangenen drei Monaten täglich oder beinahe täglich fortgesetzt wurde,
- Akute Intoxikation (6C42.3),
- Entzugssyndrom (6C42.4),
- Psychotische Störung (6C42.6).
Davon abzugrenzen ist die Ziffer 6C41, unter der die Folgen von Cannabiskonsum codiert werden können.
Quellenangabe: ICD 11 in englischer Sprache