Wirkung
Die Wirkung von Cannabis kann sehr unterschiedlich sein. Sie reicht von euphorischen Gefühlen bis zu entspannter Trägheit. Die schon vorhandene Grundstimmung wird dabei verstärkt. Einige empfinden bestimmte Reaktionen des Körpers als angenehm, andere als unangenehm oder sogar beängstigend. Manche spüren nichts, anderen wird übel. Positive Gefühle können intensiver erlebt, ebenso aber auch negative Stimmungen verstärkt werden.
Die Wirkung von Cannabis hängt von vielen Faktoren und deren Zusammenspiel ab, so zum Beispiel:
- THC-Gehalt bzw. der Stoffzusammensetzung: Der Anteil an THC bzw. der psychoaktiven Wirkstoffe schwankt stark je nach Sorte.
- Höhe konsumierter Menge: Mit höherer Dosis können negative Wirkungen zunehmen
- Konsumform: Wird Cannabis gegessen oder getrunken, setzt die Wirkung in der Regel wesentlich später ein.
- unmittelbare Umgebung/Atmosphäre: Es macht einen Unterschied, ob die Droge alleine oder mit anderen eingenommen wird, ob auf einer Party oder in entspannter Atmosphäre. Entscheidend ist häufig der persönliche Wohlfühlfaktor im Moment des Konsums.
- von der Person selbst: Die Wirkung ist abhängig von der Tagesform und der körperlichen Verfassung, von der Erfahrung mit Cannabis, der Erwartung an den Rausch und der Grundstimmung.
Wie wirkt Cannabis?
Angenehme Wirkungen auf das Wohlbefinden
- Entspannung und Ausgeglichenheit,
- Ausgeprägte Hochgefühle,
- Gesprächigkeit und bessere Kontaktfähigkeit,
- Intensivere Wahrnehmung von Farben, Geräuschen u.a.
Unangenehme Wirkungen auf das Wohlbefinden
- Ruhelosigkeit,
- Sinnestäuschungen,
- Angst und Panik,
- Orientierungslosigkeit
Mögliche Auswirkungen von Cannabis auf den Körper
- Mundtrockenheit und Durstgefühl,
- gerötete Augen,
- erweiterte Pupillen,
- Erhöhung der Herzfrequenz,
- Blutdruckabfall,
- leicht herabgesetzte Körpertemperatur,
- gesteigerter Appetit in Folge eines gesenkten Blutzuckerspiegels,
- Pulsrasen, Schwindelgefühl, Zittern,
- Kopfschmerzen,
- Übelkeit und
- Reizhusten.
Was kann nach dem Konsum großer Mengen passieren
Beim Konsum großer Mengen sind starker Schwindel, Übelkeit bis zum Erbrechen, Herzrasen und Kreislaufprobleme möglich. Es kann zu Angstzuständen, Verwirrung, Verfolgungsideen und Halluzinationen kommen. Im schlimmsten Fall können schwere psychische Störungen ausgelöst werden.
Cannabinoid-Rezeptoren im Körper
Cannabinoide wirken an den körpereigenen sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren, von denen es zwei Haupttypen gibt.
Der CB1-Rezeptor wird vor allem in den Bereichen des Gehirns und Rückenmarks gefunden, die für
- Bewegungsabläufe,
- für Erleben und Gefühle,
- für Denken und Gedächtnis,
- für die Verarbeitung sensorischer Informationen sowie für
- verschiedene autonome Hirnfunktionen
verantwortlich sind. Daneben wurde der CB1-Rezeptor im Hoden und einigen anderen Geweben nachgewiesen.
Der CB2-Rezeptor wurde bisher nur außerhalb des Gehirns gefunden, vor allem auf Zellen des Immunsystems.
Nervenzellen übertragen untereinander Informationen mithilfe von Botenstoffen, den Neurotransmittern. Rauschmittel wie Cannabis, aber auch Alkohol, Nikotin und andere greifen in diese Prozesse ein. THC dockt an das körpereigene Cannabinoid-System an und imitiert die natürlichen Abläufe. Dessen Botenstoffe sind die Anandamide. THC wirkt allerdings länger und stärker als die körpereigenen Stoffe.
Diese Imitation der natürlichen Abläufe durch pflanzliche Cannabinoide kann auch zur Korrektur von Störungen, etwa bei chronischen Schmerzen, genutzt werden oder selbst zu Störungen natürlicher Prozesse, etwa beim Gedächtnis, führen.
Wirkungsdauer
Wie lange die Wirkung von Cannabis andauert, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Art der Aufnahme (inhalativ oder gegessen/getrunken),
- Menge des aufgenommenen THC und
- Effekt.
Beispielsweise kann der muskelentspannende Effekt länger gemessen werden als der bronchienerweiterende.
Nach dem Rauchen bzw. Inhalieren von Cannabis tritt die berauschende Wirkung nach wenigen Sekunden bis Minuten auf, erreicht nach etwa 20 bis 30 Minuten ihr Maximum, um dann innerhalb von zwei bis drei Stunden zu verschwinden.
Nach der oralen Aufnahme (Essen, Trinken) wird die berauschende Wirkung verzögert nach 30 Minuten bis 1,5 Stunden beobachtet, erreicht nach 2 bis 3 Stunden ihr Maximum, um danach stetig innerhalb einiger Stunden nachzulassen. Je nach Menge kann die Dauer der Wirkung bei 6 bis 8 Stunden, eventuell auch bei 12 Stunden oder darüber liegen.
Verweildauer im Körper
Der Nachweis eines Cannabiskonsums kann durch die Untersuchung von Urin, Blut, Speichel oder Haaren geführt werden. Wie lange Cannabis bzw. die Abbauprodukte nachweisbar sind, unterliegt sowohl äußeren Faktoren als auch dem individuellen Stoffwechsel. Zu den äußeren Faktoren gehören z. B. die Häufigkeit des Konsums und die Intensität sowie der Zeitpunkt des letzten Konsums.
Es gibt verschiedene Methoden zum Nachweis eines Cannabiskonsums, die sich u. a. durch ihre Empfindlichkeit und Genauigkeit unterscheiden und zum Teil sehr aufwändig und kostenintensiv sind.
Im Speichel kann der relativ kurz zurückliegende Konsum bis zu 24 Stunden nachgewiesen werden. Im Blut oder Urin kann man die Substanz etwa zwischen 4 und 35 Tagen nachweisen. Die aufwändige Untersuchung der Haare macht eine wesentlich längere Nachweisdauer (bis zu ca. 13 Monaten) möglich (Aderjan 1998). Somit können die Abbauprodukte von Cannabis auch noch nachgewiesen werden, wenn kein aktueller Konsum besteht bzw. dieser eingestellt wurde.
Bei Menschen, die Hanf nicht mit der Absicht berauschender Wirkung konsumieren, sondern im Rahmen der täglichen Nahrungsaufnahme z. B. durch den Gebrauch von Hanföl oder anderer auf Hanfbasis gründender Lebensmittel sind z. T. ebenfalls Abbauprodukte der berauschenden Stoffe nachweisbar. Dies beruht darauf, dass einige dieser Lebensmittel zwar geringe, aber bei Untersuchungen durchaus relevante Mengen an THC enthalten.
Durch die Untersuchungen ist es nicht möglich zu bewerten, ob ein Konsum mit dem Ziel eines Rausches oder ausschließlich aufgrund von Nahrungsaufnahme stattgefunden hat.
Allgemeine Einflussfaktoren
Bestimmte allgemeine Faktoren beeinflussen die Wirkung jeder Substanz, die von Menschen eingenommen wird. Dieser Zusammenhang ist generell gültig, also unabhängig davon, ob eine Substanz als Medikament, als Droge oder als Genussmittel eingenommen wird.
Insbesondere für alle Substanzen, die eine psychotrope, also die Psyche beeinflussende, Wirkung entfalten und von denen Konsument*innen auch eine solche psychotrope Wirkung erwarten, sind folgende Faktoren wichtig:
- die konsumierende Person,
- die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und
- die psychotrope Substanz selbst.
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Bezüglich der Person sind vor allem die seelische und körperliche Verfassung vor und bei Einnahme der Droge wichtig. Je nachdem, ob jemand
- psychisch labil oder gefestigt ist,
- innerlich angespannt oder entspannt ist,
- sich in einer psychotischen Krise, einer tiefen Trauerreaktion oder
- einem anderen seelischen Tief befindet oder
- in einem seelischen Hoch,
- körperlich erschöpft ist nach großer Anstrengung,
- erkrankt und in seiner allgemeinen Verfassung erheblich eingeschränkt ist,
- bereits erhebliche gesundheitliche Schäden aufweist oder
- körperlich fit ist,
wirken die Drogen unterschiedlich.
Bei den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen spielt die Frage, ob eine bestimmte Substanz überhaupt erlaubt ist und falls ja, unter welchen Bedingungen, eine wichtige Rolle. Das hat Auswirkungen auf
- die Herstellung, die Produktion und Qualitätskontrolle,
- die Möglichkeit des Erwerbs,
- den Preis und
- die Verfügbarkeit.
Auch ist die innere Erwartungshaltung gegenüber einer Droge, die verboten ist, eine andere als gegenüber einem Stoff, der in jedem Supermarkt erhältlich ist. Das in der Gesellschaft, also auch der Familie überlieferte und weitergetragene Wissen über die Wirkung bestimmter Substanzen hängt ebenfalls ab von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen:
So ist der Konsum von Alkohol weit verbreitet und spielt eine wesentliche Rolle in der Pubertät und der Integration heranwachsender Jugendlicher und junger Erwachsener in die Erwachsenenwelt. Über Wirkungen, Nebenwirkungen und eigene Erfahrungen mit Alkohol wird auch in Familien, in Freundeskreisen und auf Veranstaltungen anders gesprochen und diskutiert als z.B. über Heroin, welches illegal ist.
Das Wissen und die eigenen Erfahrungen mit einer gesellschaftlich akzeptierten Substanz prägen auch den gesellschaftlichen Umgang mit der Substanz und die inneren Erwartungshaltungen und Vorsichtsmaßnahmen, die beim Konsum einer solchen Substanz eingehalten werden. Bei verbotenen, also illegalen Stoffen wie z.B. Heroin ist das Wissen deutlich weniger verbreitet, umgekehrt gibt es wesentlich mehr Mythen und von Halbwahrheiten und Unwahrheiten geprägte Argumente in der öffentlichen Debatte, welche ebenfalls die innere Erwartungshaltung und den konkreten Umgang und auch die konkreten Vorsichtsmaßnahmen bei der Einnahme und dem Konsum illegaler Rauschmittel prägen.
Darüber hinaus spielt der Wirkstoff der Droge selbst eine Rolle, die Reinheit der Substanz, die Beimischung anderer, u.U. unwirksamer oder gar schädlicher Substanzen sowie die Dosis und die Art des Konsums (essen, rauchen, Injektion in die Vene etc.).
Der Erwerb und Konsum einer verbotenen Substanz birgt ein deutlich erhöhtes Risiko, einen verunreinigten und mit giftigen Beimengungen versehenen Stoff einzunehmen als der Erwerb und Konsum einer erlaubten Substanz: scharfe Qualitätskontrollen wie bei der Herstellung von Medikamenten und Nahrungsmitteln gibt es bei verbotenen Substanzen nicht.
Diese Aspekte gelten sowohl für die gesamte Gesellschaft als auch für bestimmte Zielgruppen, z.B. Altersgruppen, Angehörige bestimmter sozialer Schichten, Berufsgruppen; auch geschlechts- und religionsspezifische Aspekte sind im Einzelnen mit zu berücksichtigen.
Die Droge allein stellt also nur einen von mehreren Faktoren dar, der die Wirkung beeinflusst. Dementsprechend unterschiedlich ist folglich die Wirkung der Droge sowohl bei ein- und demselben Konsumierenden als auch zwischen unterschiedlichen Konsumierenden.